Ein olfaktorisches Konzert – 14. März 2017, 20 Uhr – „Archivo Pittoresco“ – Lula Pena: Gesang, Gitarre – Hayden Chisholm: Saxophon – Fabio Dondero und Dominik Breider: Incense burning – Lavendel (Italien) und Labdanum (Griechenland) – Palais im Roten Salon in der Volksbuehne, Berlin, LINK VOLKSBUEHNE
Der Abend mit der portugiesischen Fado-Legende Lula Pena steht unter dem Titel des aktuellen Albums der Künstlerin, welches Anfang dieses Jahres herauskam. Frei fluktuierend findet Lula in ihrem Lieder-Repertoire und in ihren musikalischen Gedanken zu einer zwanglosen organischen Ordnung, die mehr der augenblicklichen Inspiration, als einem vorgefassten Plan entspricht. Landschaften, Ruinen und asymmetrische Bildausschnitte durchwandert sie – sensitiv eingebettet in die scheu und wie von Ferne mäandernden Bitten, Fragen und Kommentare des Saxophons.
Es werden Lavendel (Lavandula vera) und Labdanum verräuchert.
Labdanum ist ein Harz, das im Mittelmeerraum aus verschiedenen Arten von Zistrosen gewonnen wird. Zistrosen sind nicht mit den Rosen verwandt, sondern gehören zu der eigenständigen botanischen Familie der Zistrosengewächse (Cistaceae). Die Gattung der Zistrosen (Cistus) ist im gesamten Mittelmeerraum und auf den Kanarischen Inseln verbreitet. Die größte Artenvielfalt befindet sich im westlichen Mittelmeergebiet (Frankreich, Spanien, Portugal, Marokko, Algerien).
Im Sommer tritt unter Sonneneinwirkung das ölige Harz aus den Blättern und Zweigen, als würde die Pflanze schwitzen. Schon im Alten Ägypten war Labdanum sehr beliebt und war Bestandteil der bekannten Räuchermischung „Kyphi“. Wegen seines köstlichen balsamischen Aromas wird es als Rohstoff für die Parfumindustrie verwendet. Heute wird das Labdanum meist aus der Lack-Zistrose (Cistus ladanifer) gewonnen, weil sie bedeutend mehr Harz als andere Arten produziert. Bei der Parfumherstellung häufig als Ambra-Ersatz verwendet, entwickelt das Labdanum, wenn man es verräuchert einen ganz eigenen Charakter.
Die Bezeichnung Labdanum hat ihren Ursprung im syrisch-phönizischen Sprachraum. Dort wurde die Pflanze als “Ladan” (klebriges Kraut) bezeichnet. Es wurde zur Schönheitspflege sowie als Heilmittel benutzt. Die sehr gerbstoffreiche Art Cistus salviaefolius, wird von Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626) als Mittel gegen Rote Ruhr, Darmstörungen, Bauchflüsse, äußerlich gegen Geschwüre, Gangrän und als Adstringens bei Wunden gerühmt. Bei Skorbut und Paradontose hat es sich gleichfalls bewährt.
In der Antike wurde vor allem das Harz der Kretischen Zistrose (Cistus creticus) verwendet und der griechische Gelehrte Dioskurides beschreibt, wie Hirten ihre Tiere in das dichte Buschwerk trieben und anschließend die Harzklümpchen aus dem Fell herauskämmten. Eine neuere Quelle für diese Technik findet sich in Otto Warburgs „Die Pflanzenwelt“ (Band II), wo er schreibt, wie man das angenehm duftende Harz “(…) aus den Bart- und Schenkelhaaren der Ziegen, die in den Zistrosengebüschen weideten und ihr Fell mit den Drüsensekreten beschmierten (…)” auskämmte. “Auch zog man Stricke durch die Zistrosenbüsche, um das klebrige Harz daran aufzufangen, was man auch jetzt noch in Kreta tut, nur dass man sich anstatt der Stricke dünner Lederriemen bedient.”
Lavandula Angustifolia, der Echte Lavendel oder Schmalblättrige Lavendel (Lavandula officinalis, Lavandula vera) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lavendel (Lavandula) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Der mittellateinische Name “Lavandula” gehört zum lateinischen lavare = waschen, weil man das aromatische Kraut gern dem Waschwasser oder den Bädern zusetzte. Lavendel ist ein Lehnwort aus dem lateinischen “lavandula”.
Die Heimat des Lavendel sind ursprünglich die Küstenregionen des Mittelmeers. Dort kommt er an trockenen, warmen Hängen bis Dalmatien und Griechenland sowie in der Toskana in Italien weit verbreitet vor. Benediktiner-Mönche führten ihn nördlich der Alpen ein. Der Echte Lavendel gehört zu denjenigen Arten, die als winterhart gelten und daher im Freien den in Mitteleuropa üblichen Winter gut überstehen. Eingebürgert ist er bei Jena, Rudolstadt und Bad Blankenburg. Aktuell wird in Deutschland ein bescheidener Lavendelanbau in der Nähe von Detmold betrieben. Der Gebrauch des Lavendels auf den britischen Inseln geht weit zurück, denn er ist schon unter den Arzneien der Physicians of Myddvai (13. Jahrhundert) angeführt. Allerdings gilt: je kälter die Gegend, desto geruchsärmer der Lavendel.
Dem Echten Lavendel wird ein breites therapeutisches Spektrum zugeschrieben. In seinem Lehrbuch der Biologischen Heilmittel (1938) sagt Gerhard Madaus: „Lavandula ist ein mildes Nervinum, das besonders bei Migräne gern gegeben wird. Man verordnet es bei Neurasthenie, Vertigo, nervösem Herzklopfen, allgemeinen nervösen Aufregungszuständen, Hysterie, Krämpfen, Ohnmachten und Schlaflosigkeit.“ Matthiolus nennt in seinem Kräuterbuch die Lavandula ein
“köstlich Kraut wider alle kalten Gebresten
des Hirns und der Senader
als da ist der Schwindel
gantze und halbe Schlag
der fallend Siechtag
die Schlafsucht
Krampff
Zittern
Contract und Lähme”.
Über die Künstler
Lula Pena erlernte ab ihrem zehnten Lebensjahr das Gitarrenspiel. Sie studierte Grafikdesign und visuelle Kommunikation an der Escola de Artes Visuais António Arroio in Lissabon. 1992 übersiedelte sie nach Brüssel. Auf dem belgischen Label Carbon 7 erschien 1998 ihr Debütalbum Phados. 2000 kehrte sie nach Portugal zurück. Gemeinsam mit Rodrigo Leão spielte sie das Stück Pasión ein. Danach dauerte es fast ein Jahrzehnt, bis 2010 mit dem Album Troubadour neue Aufnahmen von ihr erschienen. Im Oktober 2014 sang Pena auf der WOMEX 14 Official Showcase Selection von World Music Expo 2014. Soeben hat Lula ihr aktuelles Album Archivo Pittoresco herausgebracht.
Hayden Chisholm wuchs in New Plymouth in Neuseeland auf. Seine vielfältigen multi-instrumentalistischen und kompositorischen Studien sowie seine Reiselust führten ihn schon früh an Hochschulen in der Schweiz, Griechenland, Indien, Jugoslawien, Japan und schließlich als Saxophonist zu Frank Gratkowski an die Musikhochschule in Köln, wo er sein Saxophon-Studium abschloss. Ab 1995 unternahm er Konzerttourneen durch Indien, Europa, Afrika und Lateinamerika. 2013 wurde ihm aufgrund seiner „einzigartigen Klangästhetik“ der SWR-Jazzpreis verliehen. 2015 und 2016 veröffentlichte Hayden zwei 13-teilige CD-Boxen, die sein bisheriges Oeuvre als Musiker und Komponist zusammenfassen.