Ein multisensorisches Konzert – 21. April 2018, 19 Uhr – Valentina Bellanova: ney, recorders; Sebastian Flaig: percussions – Fabio Dondero und Dominik Breider (Incense burning): Weihrauch und Labdanum .  Salon DreiklangPaul Robeson Strasse 47 , 10439 Berlin

Incense of Music 25 feiert ein viertel Hundertstel und präsentiert bei der Gelegenheit Klänge, Düfte und Suggestionen aus dem Jahrtausende alten Zusammenhang und Spannungsfeld Orient – Okzident. Das Duo „Trommel und Wind“ (Valentina Bellanova und Sebastian Flaig) unternimmt eine Reise, die Mittelalter und Zeitgenössisches, Norden und Süden, Arabisches, Türkisches, Italienisches, Griechisches und Deutsches verbindet. Dazu werden Weihrauch und Labdanum verräuchert, traditionsreiche Schätze der olfaktorischen Möglichkeiten menschlicher Riechkunst.

ba Agnes Fox

Valentina Bellanova wurde in Florenz geboren, wo sie später Musikwissenschaft und Geisteswissenschaft an der Universität Florenz und auch Blockflöte am Konzervatorium Florenz studierte. Sie kam nach Deutschland, um weiterführende Studien in den Studiengängen Künstlerische Ausbildung und Soloklasse an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover zu absolvieren. Anfang 2014 zog sie dauerhaft nach Berlin. Seit einigen Jahren beschäftigt sich Valentina intensiv mit klassischer türkischer als auch arabischer Musik. Sie spielt sowohl türkische und arabische Ney als auch Zurna, ein türkisches Folkinstrument. Ney und modale Musik erlernte Valentina Bellanova u.a. bei Lehrern wie Ross Daly, Ömer Erdogdular und Kudsi Erguner. Unterricht in Blockflöte und Alter Musik erhilht sie bei David Bellugi und Federico Maria Sardelli in Italien und Prof. Dr. Ulrich Thieme (an der HMTH). Valentina Bellanova tritt mit den Instrumenten Ney und Zurna regelmäßig in verschiedenen Theaterprojekten auf ( z. B. als Solistin im Landestheater Thüringen, im NDR Hannover, im Kulturforum Frankfurt (Oder), in der Komische Oper Berlin, im HAU Theater Berlin, Stadttheater Braunschweig u.v.a.) Ferner steht Valentina Bellanova mit mehreren Musikprojekten regelmässig auf der Bühne: Berlin Oriental Group, Babylon Orchestra, Nawa Ensemble Berlin, Concerto Foscari (Internationales Emsemble für Alte Musik), Wedding Orchestra for Middle East Music, Duo Winds and Percussion mit Sebastian Flaig u.v.a. Des Weiteren befasst sich Valentina Bellanova mit editorischer Arbeit. Sie gab die Erstausgabe der Blockflötenkonzerte des neapolitanischen Komponisten Nicola Fiorenza (erschienen beim Girolamo-Verlag) heraus. Sie ist  nicht nur als freischaffende Musikerin tätig, sondern auch als Instrumentallehrerin: seit über 10 Jahren unterrichtet sie Blockflöte in deutschen Musikschulen. Ihre Schüler sind Kinder von 4 bis 18 Jahren, so wie Erwachsenen.

www.valentinabellanova.com

by Luca Stravalacci

Sebastian Flaig aus Freiburg studierte ethnische Perkussion und Jazzdrumset an der Hochschule für Musik in Leipzig bei Alexander Bauer, Axel Schüler und Heinrich Köbberling. Zur Vertiefung seiner Kenntnisse der orientalischen Perkussion lebte er ein Jahr in Istanbul und lernte bei verschiedenen Meistern, u.a. bei dem Darabuka Virtuosen Misirli Ahmet. Die persische Perkussion erlernte er bei Behnam Samani. Von der orientalischen Musik zum Jazz und zeitgenössischer Musik bis hin zur Alten Musik reicht sein stilistisches Spektrum in verschiedenen Ensembles wie dem Taner Akyol Trio, Maya Youssef, Pain Perdu, KalhorFlaig Duo, Susan Weinert, Ensemble Adapter, Lauttencompagney Berlin, Musikwerkstatt Köln, Mysteries of Bulgarian voices feat. Lisa Gerard u.a… Sebastian spielte als Solist mit dem Staatsorchester Braunschweig, den Hamburger Symphonikern und der Mittelsächsischen Philharmonie und in verschiedenen Tanz- und Theaterproduktionen u.a an der Komischen Oper, am Stadttheater Freiburg, Bauhaus Dessau….“ 2018 gewann er mit Maya Youssef mit „Syrian Dreams“ den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für ethnische Musik. Er komponierte die Musik zu Dokumentarfilmen und Theaterstücken und tourte im Libanon, Syrien, Türkei, Bulgarien, Südamerika.

www.sebastianflaig.com

Boswelia sacra, Blüten

Weihrauch (von althochdeutsch wîhrou[c]h, heiliges Räucherwerk‘, zu wîhen: ,heiligen, weihen‘ ist das luftgetrocknete Gummiharz, das aus dem Weihrauchbaum gewonnen wird. Es wird nicht nur kultisch als Räucherwerk verwendet, sondern auch heilkundlich als Phytotherapeutikum. Der beim Verbrennen entstehende Rauch wird ebenfalls als Weihrauch bezeichnet. Weihrauchharz ist grobkörnig bis stückig und von durchscheinend braun-gelber bis rötlich-brauner Farbe. Andere Bezeichnungen sind Olibanum (bezeichnete ursprünglich sehr helles Weihrauchharz, lateinisch Thus album)sowie lateinisch Thus, (englisch Frankincense). Hauptsächlich wird das Harz von Boswellia sacra, Boswellia papyrifera, Boswellia serrata, Boswellia frereana gewonnen, die jeweils einen leicht unterschiedlichen Harztyp erzeugen. Unterschiedliche Standorte beeinflussen die jeweilige Harzqualität ebenfalls. Durch Schnitte in Stamm und Äste tritt dort eine klebrig-milchige Flüssigkeit aus, die durch Trocknung an der Luft das Weihrauchharz entstehen lässt. Zwischen Ende März und Anfang April beginnt die Weihrauchproduktion, die über mehrere Monate andauert. Mehr als 82 % der Weihrauchproduktion stammt aus Somalia, der Rest kommt aus dem angrenzenden südlichen Arabien, Eritrea und Äthiopien, Sudan und anderen zentralafrikanischen Ländern.

Boswellia sacra in Dhofar

Weihrauch war schon bei den alten Ägyptern für kultische Zwecke, bei der Mumifizierung herausragender und vermögender Personen und zumindest in begüterteren Kreisen im Alltag als aromatisches, desinfizierendes und entzündungshemmendes Räuchermittel und Heilmittel in Gebrauch. Es entwickelt beim Verglühen (Räuchern) einen aromatisch duftenden Rauch und wird in verschiedenen Religionen, auch der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche seit Mitte des ersten Jahrtausends bei Kulthandlungen verwendet, meist vermischt mit anderen Räuchermitteln wie Benzoe, Myrrhe, Galbanum, Zistrose, Styrax, Lorbeer.  Historisch wird die Verwendung von Weihrauch im Christentum auf die Parallele im Kult der Israeliten zurückgeführt, in deren Tempel zweimal täglich Ketoret verbrannt wurden. Ursprünglich aus dem kanaanäischen Räucherkult stammend, wurde der Weihrauch im alten Israel zunächst als „Neuerung“ abgelehnt. Erst später fand er Eingang im Tempel-Gottesdienst. Spätestens im nachexilischen zweiten Tempel von Jerusalem (ab etwa 540 v. Chr.) befand sich vor dem Vorhang des Allerheiligsten der Rauchopferaltar, an dem morgens und abends ein Rauchopfer dargebracht wurde. In den verschiedenen Epochen der ägyptischen Pharaonen wurde Weihrauch bei vielen Kulthandlungen und bei der Mumifizierung verwendet. So nannten die alten Ägypter die Harzperlen des Weihrauchs den „Schweiß der Götter“. Viele andere antike Religionen und der orientalische und römische Herrscherkult kannten den Weihrauch. Während der republikanischen Zeit ersetzte bei den Römern das Verbrennen von Weihrauch die alten, vorgeschriebenen Opfer. Bei Bitt- und Dankesgebeten ließ man die Weihrauchkörner in speziell dafür bestimmten Gefäßen, acerra, im Feuer verbrennen. Kaisern und Statthaltern wurde beim Einzug in eine Stadt Weihrauch vorangetragen – als Zeichen der Huldigung, aber auch zur Verdrängung des Kloakengestanks. Die römischen Kaiser ließen sich als Dominus et deus „Herr und Gott“ verehren und verlangten Rauchopfer vor ihrem Bild. Die frühen Christen lehnten diese göttliche Verehrung des Kaisers ab und mussten dafür Verfolgungen erdulden. Aus diesem Grunde war der Weihrauch in der christlichen Liturgie zunächst verpönt; die Kirchenväter sprachen sich explizit dagegen aus. Bei kirchlichen Begräbnisfeiern wurde der Weihrauch allerdings auch von Christen verwendet. Erst mit zeitlichem Abstand zu den Christenverfolgungen im Römischen Reich und mit der Übernahme von Elementen des römischen Kaiserkultes in den christlichen Gottesdienst wurde der Weihrauch akzeptiert. Auch privat war das regelmäßige Ausräuchern des Hauses mit verschiedenen aromatischen Mischungen in der Antike verbreitet. Im altägyptischen Totenkult wurde dem Weihrauch eine bannende (apotropäische) Wirkung gegen die Macht und den Geruch des Todes zugesprochen. Auch die Sumerer, Babylonier und Perser kannten den Weihrauch.

Handelsrouten durch das Gebiet der Nabatäer

In der Antike war Weihrauch ein hochbezahltes und begehrtes Handelsgut und wurde auf der Weihrauchstraße (Oman-Jemen-Hedschas-Gaza-Damaskus) und im Fernhandel bis in fast alle Gegenden der alten Welt gehandelt und spielte in den allermeisten Religionen und Kulturen der damaligen Zeit eine Rolle. Der Ursprung des Weihrauchs wurde geheim gehalten und die Handelswege überwacht. Römischer Ritus Symbolisch steht der Weihrauch für Reinigung, Verehrung und Gebet. Nach Psalm 141,2 EU und weiteren Bibeltexten, etwa Offb 8,3 EU, bezeichnet er das zu Gott aufsteigende Gebet der Gläubigen. Im Sinne von 2 Kor 2,14–16 EU zeigt er an, dass Gott durch die Hingabe Christi die Welt mit dem „Lebensduft, der Leben verheißt“ erfüllt hat. Der römische Ritus bringt mit der Weihrauchverwendung unter anderem zum Ausdruck, dass der Mensch eine Einheit aus Leib und Seele ist. Der Gottesdienst richtet sich an alle Sinne. Weil das Wort Gottes in Jesus Christus Mensch geworden ist („Inkarnation“), muss sich auch der Gottesdienst leiblich erfahrbar ausdrücken (inkarnatorisches Prinzip). Weihrauch gilt daher als ein Zeichen der Gegenwart Gottes und des Wehens des Heiligen Geistes.

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Nach katholischer Lehre ist Jesus Christus in den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein wahrhaft und dauerhaft gegenwärtig (Realpräsenz). Heilige Messe, Stundengebet und eucharistische Verehrung Zwei Thuriferare beim Inzensieren im Kölner Dom In der Liturgie der lateinischen Kirche wie auch in den katholischen Ostkirchen mit byzantinischem Ritus wird Weihrauch vor allem in der heiligen Messe und in den Laudes und der Vesper des Stundengebets verwendet, außerdem zur Verehrung des Allerheiligsten, etwa bei Prozessionen oder der sakramentalen Andacht. Dabei verrichten zwei Ministranten, der Thuriferar (von altgriechisch θύος thýos „Räucherwerk, Rauchopfer“, lateinisch tus (auch thus) „Weihrauch“ und ferre „tragen“) mit dem Weihrauchfass und der Navikular mit dem Weihrauchschiffchen, den Dienst am Weihrauch. Die eucharistischen Gaben und Gestalten sowie alle Christussymbole − wie der Altar, das Evangeliar, Priester, das Altarkreuz, die Osterkerze und die Weihnachtskrippe − und die Gläubigen werden mit dem Weihrauch inzensiert. Bei der kirchlichen Begräbnisfeier werden auch der Sarg und das offene Grab mit dem Sarg darin inzensiert, mit den Worten „Dein Leib war Gottes Tempel. Der Herr schenke Dir ewige Freude.“ Die mindestens seit 1570 geltende Vorschrift, im Hochamt Weihrauch verwenden zu müssen, machte den Weihrauch zu einem Merkmal der Festlichkeit. Seit 1970 kann Weihrauch wieder – wie in den Ostkirchen seit je üblich – in allen heiligen Messen verwendet werden; dadurch kommen seine symbolischen Bezüge wieder deutlicher zur Geltung. In der orthodoxen Liturgie, so beispielsweise im byzantinischen Ritus, dem antiochenischem Ritus und anderen der Orientalisch-orthodoxen Kirche, wird Weihrauch als Duft des Himmels verwendet. Nach alter orientalischer Vorstellung ist eine Gottesbegegnung mit einem Dufterlebnis verbunden. Wie fast aller sinnlicher Schmuck des Gottesdienstes wurde der Weihrauch in den reformierten Kirchen von Beginn an abgelehnt.

Die Inkarnation mit sechs Heiligen, Fra Bartolomeo, 1515

Erste Hinweise auf die Verwendung von Weihrauch finden sich in dreieinhalbtausend Jahre alten Texten aus dem Niltal. Die Ägypter nutzten Weihrauch für den guten Geruch der Luft, für Salben und zur Wundbehandlung. Vor dreitausend Jahren gab es bereits feste Handelswege, die Weihrauchstraßen, die das kostbare Harz aus seiner Heimat Südarabien (vor allem Oman, daneben Jemen) und von der Insel Sokotra am Horn von Afrika nach Ägypten und Mesopotamien brachten. Zu den Geschenken der biblischen Heiligen Drei Könige gehörte Weihrauch aus Südarabien. Das römische Imperium war ein großer Abnehmer von Weihrauch. Hippokrates und andere griechisch-römische Ärzte setzten Weihrauch zur Wundreinigung, gegen Krankheiten der Atemwege und bei Verdauungsproblemen ein. Über die Wirkungsmechanismen war nichts bekannt, aber die praktischen Erfolge waren wohl zahlreich genug, dass das teure Mittel auch noch im Mittelalter als Medizin eingesetzt wurde, so auch von Hildegard von Bingen. In den, die griechische Medizin, vor allem des Dioskurides, aufgreifenden arabischsprachigen Lehrwerken des Mittelalters, beispielsweise im Kanon der Medizin, der al-Qanun fi t-Tibb des persischen Arztes Avicenna wird die innere Anwendung von Weihrauchharzperlen (Boswellia serrata, Boswellia sacra) zur „Stärkung des Geistes und des Verstandes“ empfohlen. Erst die Entwicklung chemisch-synthetischer Arzneistoffe, vor allem in den Klassen der Antibiotika und Kortikoide, ließ Weihrauch als Arzneimittel in Vergessenheit geraten.

Cistus ladanifer

 

Labdanum ist ein Harz, das im Mittelmeerraum aus verschiedenen Arten von Zistrosen gewonnen wird. Zistrosen sind nicht mit den Rosen verwandt, sondern gehören zu der eigenständigen botanischen Familie der Zistrosengewächse (Cistaceae). Die Gattung der Zistrosen (Cistus) ist im gesamten Mittelmeerraum und auf den Kanarischen Inseln verbreitet. Die größte Artenvielfalt befindet sich im westlichen Mittelmeergebiet (Frankreich, Spanien, Portugal, Marokko, Algerien).

Bordado de Castelo Branco Lusitania

Im Sommer tritt unter Sonneneinwirkung das ölige Harz aus den Blättern und Zweigen, als würde die Pflanze schwitzen. Schon im Alten Ägypten war der süßlich-animalische Duft des Labdanum sehr beliebt und Bestandteil der bekannten Räuchermischung „Kyphi“. Wegen seines köstlichen balsamischen Aromas wird es noch immer als Rohstoff für die Parfumindustrie verwendet. Heute wird das Labdanum meist aus der Lack-Zistrose (Cistus ladanifer) gewonnen, da sie bedeutend mehr Harz als andere Arten produziert. Bei der Parfumherstellung häufig als Ambra-Ersatz verwendet, entwickelt das Labdanum, wenn man es verräuchert, einen ganz eigenen unverwechselbaren Charakter. Die Bezeichnung Labdanum hat ihren Ursprung im syrisch-phönizischen Sprachraum. Dort wurde die Pflanze als „Ladan“ (klebriges Kraut) bezeichnet. Es wurde zur Schönheitspflege sowie als Heilmittel benutzt und war sicherlich eines der begehrtesten Aphrodisiaka des Altertums. Die sehr gerbstoffreiche Art Cistus salviifolius wird von Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626) als Mittel gegen Rote Ruhr, Darmstörungen, Bauchflüsse, äußerlich gegen Geschwüre, Gangrän und als Adstringens bei Wunden gerühmt. Auf langen Seereisen hat es sich bei Skorbut und Paradontose gleichfalls bewährt.

Kräuterbuch des Dioskurides, Syrischer Maler

In der Antike wurde vor allem das Harz der Kretischen Zistrose (Cistus creticus) verwendet, und der griechische Gelehrte Dioskurides beschreibt in seinem Kräuterbuch, wie Hirten ihre Tiere in das dichte Buschwerk trieben, um anschließend die Harzklümpchen aus dem Fell herauszukämmen. Eine neuere Quelle für diese Technik findet sich in Otto Warburgs „Die Pflanzenwelt“ (Band II), wo er beschreibt, wie man das angenehm duftende Harz „(…) aus den Bart- und Schenkelhaaren der Ziegen, die in den Zistrosengebüschen weideten und ihr Fell mit den Drüsensekreten beschmierten (…)” auskämmte. „Auch zog man Stricke durch die Zistrosenbüsche, um das klebrige Harz daran aufzufangen, was man auch jetzt noch in Kreta tut, nur dass man sich anstatt der Stricke dünner Lederriemen bedient.“

Texte und Bilder zum Teil aus Wikipedia