Incense of Music No. 15 – Ein olfaktorisches Konzert – 14. Mai 2017, 20 Uhr – YEK – Burnt Friedman: electronics; Mohammad Reza Mortazavi: Tombak – Fabio Dondero und Dominik Breider (Incense burning): Rosmarin und Opoponax. Palais im Roten Salon, Volksbuehne Berlin, LINK VOLKSBUEHNE
Am 14. Mai 2017 spielen in unserer Reihe Burnt Friedman, einer der wohl bedeutendsten Elektronik-Musiker Deutschlands, und Mohammad Reza Mortazavi, legendärer Tombakspieler aus dem Iran. Dies wird ihr erstes gemeinsames Konzert und wir sind sehr gespannt auf ihre Musik und darauf, wie sich die Düfte und Klänge vereinigen und kontrapunktieren. Wir verräuchern dieses Mal Rosmarin aus dem eigenen Garten und Opoponax aus dem Iran.
Yek, das Motto, unter dem der Abend steht, bedeutet auf Persisch „eins“.
Damaskios (geb. um 462, gest. um 538 n. Chr.), der letzte Leiter der neuplatonischen Schule von Athen, lehrte das Unsagbare, das Eine-Alle und das Geeinigte als die drei Grundbegriffe seiner Philosophie. Allerdings geriet er dadurch mit der expandierenden christlichen Lehre im Oströmischen Kaiserreich in Konflikt und musste nach Persien flüchten. Dennoch: Die Verbindung von dem Einen und dem Guten war (und ist) einer der Urgedanken der abendländischen Philosophie. Die Seele sammelt sich, vereinheitlicht sich und bringt so das Gut des Einzelnen im inneren Einklang mit sich selbst zum Vorschein. Und überdies baut noch die moderne Mengenlehre des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts als Grundlagenwissenschaft der Mathematik auf dem in zweifacher Hinsicht maßgeblichen Begriff der Einheit auf: Der Begriff des Einen bedeutet sowohl die Selbstidentität des einzelnen Elements als auch „die Menge aller Mengen“.
Burnt Friedman (geboren 1965 in Coburg) blickt als einer der innovativsten deutschen Elektronik-Musiker auf eine fast 40-jährige Karriere zurück. Anfänglich als Kunststudent in Kassel eingeschrieben, begann er sich ab Ende der 80er Jahre auf Musik zu konzentrieren. Er studierte an der Akademie für Medienkunst in Köln als Postgraduiertenstudent und begann bereits 1979, seine musikalischen Studioproduktionen zu veröffentlichen und konzertant aufzutreten. Von Köln aus folgten zahlreiche bemerkenswerte Musikkollaborationen bis in die 1990er Jahre hinein in Projekten mit Jaki Liebezeit, Hayden Chisholm, Root70, Atom™ (als Flanger), Tim Motzer, Steve Jansen und David Sylvian (als Nine Horses).
Im Jahr 2000 startete Friedman sein eigenes Plattenlabel, Nonplace, das bis heute 41 Veröffentlichungen heraus gebracht hat. Unter seinem Solokünstler-Namen BURNT FRIEDMAN arbeitete er gezielt an den generalisierenden Vorurteilen, die Viele damals noch hinsichtlich der Authentizität programmierter Musik pflegten.
Seine Studio- und Bühnenpartnerschaft mit Jaki Liebezeit, dem ehemaligen Drummer von CAN, erstreckte sich über 15 Jahre. Die beiden Musiker haben in dieser Zeit bahnbrechende elektronisch-akustische Musik entwickelt. Auf der Grundlage ihres Handwerks und mit dem Ideal eines universellen musikalischen Vokabulars distanzierten sie sich bewusst von genrebezogenen Formeln westeuropäisch-angloamerikanischer Hörerwartungen.
Mohammad Reza Mortazavi (geboren 1978 in Isfahan/ Iran) lebt und arbeitet seit 16 Jahren als Musiker und Komponist in Deutschland. Er begann im Alter von 6 Jahren mit dem Tombak-Unterricht. Erst 9 Jahre alt gewann Mohammad Reza Mortazavi den renommiertesten jährlichen Tombak-Wettbewerb im Iran. Im Laufe seiner Karriere entwickelte er über 30 neue Schlag- und Fingertechniken und revolutionierte die traditionelle Spielweise der alten Meister.
Er konzertiert und produziert seit Jahren mit großem Erfolg weltweit und begeistert eine wachsende internationale Gemeinde für sein Instrument und seine Musikkultur. Mortazavi tritt solistisch, kammermusikalisch und genreübergreifend auf; so z.B. auf grossen Open Air Festivals wie Roskilde, WOMAD oder Fusion, auf klassisch-konzertanten Bühnen, u.a. in der Philharmonie Berlin, bei Tanz- und Theaterproduktionen und sakralen Konzertveranstaltungen. Das Releasekonzert seines letzten Albums CODEX fand in der ausverkauften Berliner Samariterkirche statt.